Quellenerschließung2. Die "Deutschen Reichstagsakten" (RTA)Die „Deutschen Reichstagsakten“: Einleitung

Die „Deutschen Reichstagsakten“: Einleitung

von Gabriele Annas (Frankfurt)

Lesezeit: ca. 3 Minuten

Die „Deutschen Reichstagsakten“ gehören neben den 1819 begründeten „Monumenta Germaniae Historica“ (MGH) zu den ältesten deutschen Editionsunternehmen, die Quellen zur Geschichte des Alten Reichs wissenschaftlich erschließen. Sie sind unmittelbar mit den Anfängen der 1858 durch König Maximilian II. Joseph von Bayern (1848-1864) gegründeten Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften verknüpft und werden bis heute von dieser in München beheimateten Gelehrtengesellschaft betreut.

König Maximilian II. Joseph von Bayern
© Bildarchiv des Bayerischen Landtags, Rolf Poss, München
Die vier Reihen der "Deutschen Reichstagsakten"
© Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Die vier Reihen der „Deutschen Reichstagsakten“

Als eine thematisch gebundene historisch-kritische Quellensammlung widmen sich die „Deutschen Reichstagsakten“ mit ihren gegenwärtig vier Abteilungen den Reichsversammlungen der Jahre 1376 bis 1662: von der Königswahl des Luxemburgers Wenzel (1376/78-1400) bis zum Beginn des Immerwährenden Reichstags zu Regensburg (1663). Während sich die Ältere Reihe auf die reichspolitischen Zusammenkünfte des 14. und 15. Jahrhunderts (bis 1485) konzentriert, werden die Reichstage der Zeit Kaiser Maximilians I. (1486-1519) im Rahmen der Mittleren Reihe bearbeitet. Die Jüngere Reihe der „Deutschen Reichstagsakten“ thematisiert die Reichstage der Zeit Kaiser Karls V. (1519-1555), die sich zeitlich anschließende Vierte Reihe die Reichsversammlungen der Jahre 1556 bis 1662.

Die Ältere Reihe der „Deutschen Reichstagsakten“

Die Ältere Reihe der „Deutschen Reichstagsakten“ – und nur auf diese wird im Folgenden eingegangen – beschäftigt sich mit den Reichsversammlungen des späten Mittelalters im Übergang vom herrscherzentrierten Hoftag des 12. und 13. Jahrhunderts zum reichsständisch orientierten Reichstag der Frühen Neuzeit. Sie dokumentiert mithin die spätmittelalterliche Vor- bzw. Frühgeschichte des vormodernen Reichstags, der sich als eine politische Institution des Alten Reichs erst im Verlaufe des 16. Jahrhunderts verfassungsrechtlich und verfahrenstechnisch stärker ausformen sollte.

Die Ältere Reihe der "Deutschen Reichstagsakten" (Auswahl)
© Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften / Robert Brembeck

Problemstellungen

Mit diesem Editionsauftrag sind verschiedene Problemstellungen sachlicher und konzeptioneller Art verbunden, die beispielsweise Editionen serieller Quellen (Urkunden eines Herrschers, Ratsprotokolle oder Rechnungsbücher einer Stadt) in dieser Form nicht kennen. Vor allem drei Themenkomplexe stehen dabei im Mittelpunkt, die im Laufe der langen Geschichte dieses Editionsunternehmens (Abschnitt 1) durchaus unterschiedliche Antworten erfahren haben:

(1) Die Frage nach dem Gegenstand der Edition und der konzeptionellen Gestaltung der Bände:

Wie definiert man Reichstage in einer Zeit, die den Begriff "Reichstag" selbst noch nicht kennt, wie werden diese "Reichstage" in den Kontext der zeitgenössischen Reichspolitik eingeordnet und wie werden auf dieser Grundlage die einzelnen Bände konzeptionell gestaltet? (Abschnitt 2)

(2) Die Frage nach der Auswahl der zu edierenden Quellen:

Was sind spätmittelalterliche Reichstagsakten und auf welcher Grundlage werden diese zusammengestellt? (Abschnitt 3)

(3) Die Frage nach der editorischen Ausgestaltung:

Wie werden die betreffenden Schriftstücke formal präsentiert und welche Editionsrichtlinien werden berücksichtigt? (Abschnitt 4)

Zitiervorschlag
Gabriele Annas: Die „Deutschen Reichstagsakten“: Einleitung, in: Mathias Kluge (Hg.), Mittelalterliche Geschichte. Eine digitale Einführung (2021). URL: https://mittelalterliche-geschichte.de/annas-gabriele-1